Martina Sens
SENSaktion
Lyrik und Kurzprosa, Arovell Verlag, Gosau 2016, 211 seiten
ISBN 978-3-902808-89-9
Es ist mutig, ein Buch mit der „Todessehnsucht” zu beginnen. ... Gibt es einen Gedanken, der
tröstlicher sein kann als der, dass man irgendwann doch „gehen darf”? ... Schon als junger Mensch
wollte sie ihrem Leben ein Ende setzen, fand es nicht „lebenswert”. ... Es gab keinen Grund leben zu
wollen und kein Ziel, das es wert gewesen wäre, erreicht werden zu wollen. Es gab Angst, Schmerz
und Finsternis... Doch eine unerwartete Schwangerschaft änderte alles. Dieses junge Leben wollte sie
behüten und beschützen, mit Liebe und Verstand erziehen und ihm all das geben, was ihr immer
verweigert wurde: Liebe, Sicherheit, Vertrauen. Und doch schreibt Martina Sens am Ende dieses
Textes: ... Es gibt nach so vielen Jahren nichts Neues mehr. Jeder Urlaub ist toll, jedes Land ist
sehenswert - und alles ist so schnell wieder vergessen .. Wozu also?... so hat das Leben auch nur
eine bestimmte Anzahl an Ereignissen, die sich letztendlich immer wieder in irgendeiner Form
wiederholen. Ich wäre bereit.
Sehr spannend und berührend ist die Geschichte über den Sklavenhandel in Zanzibar erzählt. Der
schreckliche und grausame Umgang mit Sklaven - damals und heute - lässt die Autorin fragen: Wie
kann das sein? Wie können wir so etwas dulden und zulassen?
Zwischenmenschliche Beziehungen, das Thema „Liebe / Partnerschaft” darf selbstverständlich nicht
fehlen. Auch in ihren lyrischen Texten ist die Autorin kritisch, beschäftigt sich mit sozialen Themen, wie
z. B. mit dem „Fremdsein”:aus-länder aus einem land / sind wir alle / wer wäre kein / aus-länder / und
wo.
niedervereinigt verwischte grenzen / oder gar nur beschmiert / verhärtete fronten / brudermord schallt
es / durch die massenlager / der unzufriedenen / ungewiss noch ob / dieses mal abel / kain erschlägt /
ein hungernder bauch / erkennt keine / verwandtschaft und / frierende seelen / sind vogelfrei
Das Buch zeugt von einem tiefgründigen Leben, einer hohen Sensibilität, die bedingt, dass man sein
Leben hinterfragt. Es ist dies eine Gratwanderung, wie sie gerade bei Künstlern oft vorkommt. Hoffen
wir, dass doch das Lebenswerte für Martina Sens überwiegt.
Petra Sela